Situation
Unsere Akteurin Colleen Coach hat ein Meeting mit ihrem Chef. Dieser kommt wütend und ziemlich frustriert in den Termin, er hat diverse Themen, die ihn seit langem beschäftigen und die heute durch den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein aus ihm herausbrechen. Der Chef agiert nicht mehr rational und sein Gehirn wird mit Stresshormonen überschwemmt. Colleen sucht nach einem Weg, ihm zu helfen ohne selbst Schaden zu nehmen.
Hirndialog
Der Panik-Dialog zwischen den Gehirnregionen von Colleen läuft zunächst wie folgt:
Frontalhirn (der rationale Teil):
“Okay, Team, wir haben eine Notsituation. Der Chef ist auf 180, er steckt in einem metaphorischen Loch und wir müssen einen Ausweg finden. Die Emotionen sind hoch, aber wir müssen fokussiert bleiben. Was ist unser Plan?”
Hippocampus (der Erinnerungsspeicher):
“Erinnert ihr euch an das letzte Mal, als er so ausgerastet ist? Vielleicht können wir daraus lernen.”
Amygdala (die emotionale Wachhundin):
“Alarm! Alarm! Der Chef ist wütend! Schnell, verstecken wir uns unter dem Schreibtisch!”
Neokortex (der kreative Denker):
“Was ist, wenn wir ihm ein Kompliment machen? ‘Chef, Ihre Krawatte sieht heute besonders… einzigartig aus!’”
Basalganglien (die Handlungsplaner):
“Wir könnten eine Ablenkungstaktik einsetzen. ‘Chef, haben Sie schon die neueste Folge von ‘Kochduell mit Meerschweinchen’ gesehen?’”
Kleinhirn (der Koordinator der Bewegungen):
“Lasst uns den Fluchtreflex üben. Bereit? Eins, zwei, drei – ab durch die Tür!”
Thalamus (der Nachrichtenverteiler):
“Breaking News: Chef ist immer noch wütend. Wir wiederholen: Chef ist immer noch wütend.”
Temporallappen (Zeitwahrnehmung): “Die Zeit läuft, Team! Wir müssen schnell handeln. Aber lasst uns auch an das leckere Sandwich denken, das wir zum Mittagessen hatten. Mmm, Pastrami.”
Hippocampus (der Erinnerungsspeicher):
“Erinnert ihr euch an das Buch ‘Emotionale Intelligenz für Dummies’? Vielleicht finden wir darin einen Tipp.”
Sprachzentrum (Die Kommunikatorin): “Was sollen wir sagen? ‘Es tut mir leid’ klingt so kläglich. Wir brauchen einen besseren Plan, und zwar schnell!”
Amygdala: „Wie schrecklich! Dieses Gefühlschaos halten wir nicht nochmal aus!”
Analyse
Wenn wir mit starken Emotionen konfrontiert werden, zum Beispiel wenn jemand sehr wütend oder frustriert ist, kann uns das stark fordern. Wir fühlen mit und wollen helfen. Jedoch heißt Empathie eben nicht, dass wir uns von den Gefühlen der anderen „infizieren“ lassen müssen.
Wir können Mitgefühl zeigen ohne selbst zu sehr unter der Situation zu leiden. Hilfreich ist hier folgendes Bild:
Wenn jemand in eine Grube fällt, dort unten sitzt, leidet und nicht wieder heraus kommt, so ist es nicht förderlich, wenn wir selbst in die Grube springen. Wir helfen demjenigen weder damit, dass wir uns in dieselbe Situation begeben, noch damit, dass wir uns mit ihm hinsetzen und weinen. Wir helfen ihm, indem wir die Situation verstehen, indem wir seine Hilflosigkeit sehen und dann aktiv nach Lösungen suchen, die ihm sicher wieder aus der Grube hinaus helfen. Wir können ihm die Hand reichen, ein hilfreiches Tool, wie eine Leiter oder wir können ihm ruhig und bestärkend erklären, mit welcher Technik er selbst sicher aus der Grube klettern kann.
Wir sollten es also vermeiden, uns von starken Emotionen mitreißen zu lassen. Wir können uns vorstellen, wir sind ein Einsatzleiter, der die Bergung vornimmt, indem er ruhig bleibt und mit sicherem emotionalen Abstand agiert. So können wir einen Hirndialog schaffen, der konstruktiv und hilfreich zugleich ist.
Alternativer Dialog
Colleen Coach: “Okay, Team, wir haben ein Problem. Der Chef ist wütend, er steckt in einem metaphorischen Frustloch fest und versinkt schnell. Wir müssen ihm helfen, herauszuklettern.”
Frontalhirn: “Verstanden, Colleen. Lasst uns die Situation analysieren. Was verursacht den Stress beim Chef?”
Amygdala: “Oh, ich weiß! Es ist dieser schreckliche Quartalsbericht, der ihn seit langem beschäftigt. Die roten Zahlen sind wie rutschige Felsen, und er findet keinen Halt.”
Colleen Coach: “Gute Beobachtung! Und jetzt, Frontalhirn, was ist unsere Strategie?”
Frontalhirn: “Zuerst müssen wir seinen emotionalen Zustand stabilisieren. Aktiviere das ‘Tiefes Atmen’-Protokoll. Einatmen von Ruhe, Ausatmen von Stress.”
Amygdala: “Verstanden! Und während er atmet, spiele ich beruhigende Fahrstuhlmusik. Vielleicht ‘Stairway to Heaven’?”
Colleen Coach: “Amygdala, versuchst Du etwa, ihn ins Jenseits zu schicken? Konzentrieren wir uns auf praktische Lösungen. Welche Werkzeuge haben wir?”
Frontalhirn: “Wir sollten auf keinen Fall selbst in die Grube springen. Das hilft nicht. Wie wäre es, wenn wir eine metaphorische Leiter finden? Vielleicht können wir ihm einige ‘Klettertechniken’ beibringen?”
Hippocampus: “Erinnert ihr Euch an die ‘Perspektivleiter’. Sie hilft Menschen, Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Außerdem das ‘Empathie-Seil’ – wir können es hinunterwerfen und ihn hochziehen.”
Amygdala: “Und vergiss den ‘Positiven Verstärkungs-Karabiner’ nicht. Befestige ihn an seinem Selbstwertgefühl und ziehe sanft daran.”
Hippocampus: “Und wenn wir das geschafft haben, speichern wir diese Erfahrung als Beweis unserer Kompetenz. Wir haben das Ruder herumgerissen und die Situation entschärft! Wir werden uns an diesen Tag erinnern, an dem wir gelernt haben, auch in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren!”
Colleen Coach: “Perfekt! Jetzt gehen wir zum Chef. Denkt daran, wir springen nicht zu ihm in die Grube. Wir reichen ihm die Hand.”
Boss Brain: “Diese Zahlen, diese unerreichbaren Ziele – ich versinke!”
Amygdala: “Keine Sorge, Chef! Greifen Sie nach der ‘Perspektivleiter’. Klettern Sie zum ‘Überblicks-Plateau’. Sie werden sehen, dass selbst wenn Sie einen Gipfel verfehlen, es eine ganze Zahl von Alternativrouten gibt.”
Boss Brain: “Und was ist mit den Stresshormonen? Sie sind wie Treibsand!”
Frontalhirn: “Aktivieren Sie die ‘Cortisol-Umgehungsbrücke’. Nutzen Sie die Energie und leiten Sie sie zur Problemlösung um. Und hier ist das ‘Empathie-Seil’. Halten Sie sich fest – wir ziehen Sie hoch!”
Kleinhirn: “Das Gleichgewicht beibehalten und nicht nach unten sehen, sonst ziehen die roten Zahlen Sie in den Abgrund!”
Amygdala: “Sie machen das großartig, Chef! Nur noch ein paar Schritte. Und denken Sie daran, dass ein Misserfolg nur ein kleiner Umweg zurück zum richtigen Weg ist.”
Colleen Coach: “Herzlichen Glückwunsch! Sie sind aus der Grube! Jetzt besprechen wir Strategien für das nächste Quartal. Vielleicht investieren wir in ein neues ‘Rettungsseil’, bessere ‘Notfallausrüstung’ und kontinuierliches Klettertraining für das gesamte Team.”
Boss Brain: “Danke, Colleen. Ich fühle mich schon leichter. Und können wir die Fahrstuhlmusik auf ‘Eye of the Tiger’ umstellen?”
Colleen Coach: “Einverstanden, Chef. Mit der richtigen Musik und Einstellung erobern wir diese Gipfel!”
Und so half Colleen Coach ihrem Chef mit Weitblick, emotionalem Abstand und den entsprechenden Werkzeugen und Techniken aus der metaphorischen Grube zu klettern, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.