Die Budget-Bilanz Brisanz

Marleen Manager ist eine smarte Businessfrau, sie arbeitet in einer großen hierarchischen Firma in der Industrie mit großer Budgetverantwortung und ist Managerin mehrerer Entwicklungsteams. Marleen trifft jeden Tag viele wichtige Entscheidungen und hat einen guten Sinn für Fairness. In ihrem Alltag geht es oft darum, rationale Entscheidungen zu treffen, Risiken abzuschätzen und Konsequenzen zu bedenken. Jedoch arbeitet Marleen mit Menschen und hier kommen nun auch soziale Faktoren zum tragen. Oft ist eine unter rein finanziellen Fakten betrachtete Entscheidung nicht die sozial verträglichste. Schauen wir uns nun ein Szenario an, in dem Marleen eine Entscheidung treffen muss, die diese Faktoren berücksichtigen soll.

Situation

Marleen Manager steht vor einer harten Entscheidung: das Budget muss gekürzt werden. Es gibt mehrere Alternativen, doch keine kommt Marleen wirklich gerecht vor. Sie muss eine Entscheidung treffen, doch welche Kriterien soll sie ansetzen? Hier ein Einblick in den Dialog ihrer Gehirnregionen:

Hirndialog

Präfrontaler Kortex: „Okay, Leute, wir müssen rational bleiben. Wir brauchen eine Liste mit Vor- und Nachteilen für jede mögliche Einsparmaßnahme.“

Amygdala : „Aber was, wenn wir eine rationale Entscheidung treffen, die sozial nicht verträglich ist? Dann sind alle sauer auf uns. Ich mag es nicht, wenn die Leute sauer sind!“

Hippocampus: „Erinnert ihr euch an das letzte Mal, als wir das Reisebudget gekürzt haben? Das war ein Desaster. Das Teammeeting in Bali wurde ersetzt durch ein trockenes Death-By-PowerPoint per Teams-Call aus dem Büro.“

Präfrontaler Kortex: „Hippocampus, das ist nicht hilfreich. Konzentrieren wir uns auf die Daten. Was können wir uns leisten zu kürzen?“

Limbisches System: „Ich sage, wir streichen die Kaffeelieferungen. Das spart Geld und hält alle auf Trab!“

Amygdala „Bist du verrückt? Ohne Kaffee wird das Büro zur Zombie-Apokalypse!“

Hippocampus: „Ich erinnere mich an die Gesichter letztes Mal… es war wie eine Szene aus ‚The Walking Dead‘.“

Präfrontaler Kortex: „Vielleicht sollten wir stattdessen die Teambuilding-Events überdenken. Die sind teuer und… naja, erinnert sich jemand an das letzte Mal?“

Limbisches System: „Oh ja, das ‚Vertrauensfall‘-Desaster. Marleen, du hast immer noch den blauen Fleck.“

Amygdala: „Ich bekomme schon Herzrasen, wenn ich nur daran denke!“

Präfrontaler Kortex: „Entscheidung getroffen. Wir kürzen bei den Teambuilding-Events. Es ist das kleinste Übel.“

Amygdala: „Und wenn wir stattdessen einfach alle Überstunden streichen?“

Präfrontaler Kortex: „Amygdala, das ist genial! Keine Überstunden, keine Überstundenkosten. Warum sind wir nicht früher darauf gekommen?“

Hippocampus: „Weil wir ohne Überstunden einige wichtige Projekte nicht rechtzeitig abgeschlossen hätten!“

Präfrontaler Kortex: „Stimmt auch wieder. Also gut, zurück zum Zeichenbrett. Aber diesmal ohne Kaffeeentzug, bitte!“

Analyse der Denkfehler

Welche kognitiven Verzerrungen sehen wir am Beispiel von Marleens Hirndialog? Wir können hier einige interessante kognitive Fehler identifizieren, die bei Entscheidungsprozessen auftreten können:

  1. Emotionale Beeinflussung: Die Amygdala betont stark die soziale Verträglichkeit der Entscheidung. Dies zeigt, wie Emotionen die Entscheidungsfindung beeinflussen können. Marleen sollte jedoch nicht nur rein emotional handeln, sondern zusätzlich auch rationale Aspekte berücksichtigen.
  2. Ankereffekt: Der Ankereffekt bezeichnet das Phänomen, dass Menschen bei Unsicherheiten dazu neigen, sich an ursprünglich vorgegebenen oder selbst generierten Werten zu orientieren, die als Anker fungieren. Das Limbische System schlägt vor, die Kaffeelieferungen zu streichen, diese erste Idee könnte zum Anker werden. Marleen sollte jedoch alle Optionen sorgfältig prüfen, ohne sich nur auf den ersten Vorschlag zu versteifen.
  3. Verfügbarkeitsheuristik: Der Hippocampus erinnert sich an das letzte Desaster nach der Budgetkürzung. Dies kann dazu führen, dass Marleen übermäßig vorsichtig ist und vergangene negative Erfahrungen überbewertet.
  4. Gruppenkonformität: Der Präfrontale Kortex entscheidet sich für die Kürzung der Teambuilding-Events, weil es das “kleinste Übel” ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass Marleen durch eine Gruppenmeinung beeinflusst ist und nicht unabhängig denkt.
  5. Framing-Effekt: Die Art und Weise, wie eine Option präsentiert wird, beeinflusst die Entscheidung. Wenn Marleen die Überstundenkürzung als “genial” bezeichnet, könnte dies ihren Entscheidungsprozess beeinflussen.

Marleens Hirndialog zeigt, welche unterschiedlichen Faktoren die Entscheidungsfindung beeinflussen können. Es ist wichtig, sich diesen kognitiven Verzerrungen bewusst zu sein und bewusste Entscheidungen zu treffen. Sehen wir uns an, wie das in der aktuellen Geschichte als gehirnfreundliche Alternative umgesetzt werden kann.

Gehirnfreundliche Alternative

Marleen kann verschiedene Strategien anwenden, um kognitive Verzerrungen zu überwinden und fundiertere Entscheidungen zu treffen:

  1. Bewusstsein schaffen: Marleen sollte sich der Existenz von kognitiven Verzerrungen bewusst sein. Wenn sie weiß, dass diese existieren, kann sie besser darauf achten, nicht von ihnen beeinflusst zu werden.
  2. Daten sammeln: Sie sollte möglichst alle vorhandenen objektiven Daten und Fakten sammeln, bevor sie eine Entscheidung trifft. Dies hilft, den Einfluss von Emotionen und persönlichen Vorlieben zu minimieren.
  3. Alternative Perspektiven einholen: Marleen sollte verschiedene Meinungen und Sichtweisen einholen, bevor sie eine Entscheidung trifft. Sie kann Kollegen oder Experten um Feedback bitten. Externe Perspektiven können helfen, blinde Flecken zu erkennen und den Bestätigungsfehler zu vermeiden.
  4. Entscheidungsprozess strukturieren: Marleen kann einen strukturierten Entscheidungsprozess verwenden, der verschiedene Schritte umfasst, wie z. B. die Erstellung einer Pro-Con-Liste, die Bewertung von Risiken und die Berücksichtigung von Alternativen.
  5. Erwartungswerte berechnen: Marleen kann auch Erwartungswerte als Entscheidungskriterien nutzen. Diese lassen sich für die verschiedenen Alternativen berechnen, indem man die Eintrittswahrscheinlichkeit berücksicht.
  6. Zeit nehmen: Marleen sollte sich Zeit nehmen, um über die Entscheidung nachzudenken, anstatt impulsiv zu handeln. Manchmal kann es hilfreich sein, eine Nacht darüber zu schlafen, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird.
  7. Dokumentieren: Marleen kann sich besser strukturieren, wenn sie ihre Entscheidungen und die zugrunde liegenden Gedanken dokumentiert. Dies hilft, Muster und Verzerrungen zu erkennen und auch im Nachgang die finale Entscheidung transparent zu kommunizieren.
  8. Selbstreflexion: Marleen sollte sich regelmäßig fragen, ob ihre Entscheidungen von Emotionen oder kognitiven Verzerrungen beeinflusst werden. Selbstreflexion ist ein wichtiger Schritt, um bewusster zu entscheiden.
  9. Regnose: Die Regnose ist eine Erkenntnisschleife, die unsere innere Verbindung zur Zukunft herstellt. Sie ermöglicht es uns, unseren inneren Wandel in die Zukunftsrechnung einzubeziehen. Marleen kann die Regnose verwenden, um sich in eine mögliche und wahrscheinliche Zukunft zu begeben. Von dieser Position aus kann sie auf ihre gegenwärtige Situation reflektieren und alternative Handlungsoptionen erkennen. Die Regnose öffnet eine neue Ebene der Selbstbetrachtung im zerebralen Cortex, wo unser Bewusstsein durch Selbstbeobachtungen entsteht. Marleen kann diese Technik nutzen, um ihre Perspektiven zu verändern und kreative Lösungen zu finden.

Indem Marleen diese Strategien anwendet, kann sie ihre Entscheidungsfindung verbessern und die Auswirkungen von kognitiven Verzerrungen minimieren.

Alternativer Dialog

Basalganglien “Kaffee ist wichtig, das ist eine liebgewonnene Gewohnheit für viele. Aber wir könnten die Pflanzen durch künstliche ersetzen. Spart Wasser und Zeit.”

Kleinhirn: “Wir müssen alle Vorschläge zusammenbringen und einen strukturierten Plan erstellen. Ich schlage vor, wir erstellen eine Prioritätenliste und machen dann die Kosten-Nutzen-Analyse. Wie viel sparen wir bei den Pflanzen im Vergleich zu den glücklicheren Mitarbeitern durch den Kaffee? Kaffee, Pflanzen, Überstunden, etc. in priorisierter Reihenfolge.”

Frontallappen: “Gute Idee. Und wir sollten die Entscheidung in einem strukturierten Prozess treffen. Keine impulsiven Entscheidungen! Lasst uns eine Regnose durchführen, auf unsere gegenwärtige Situation reflektieren und alternative Handlungsoptionen erkennen!”

Limbisches System: ”Gefühle sind auch wichtig! Wie fühlen wir uns bei jeder Option?“ 

Okzipitallappen: „Ja, Visualisieren wir die Konsequenzen und Gefühle bei jeder Entscheidung!“ 

Alle Gehirnregionen im Chor: “Kaffee, Pflanzen, Überstunden! Kaffee, Pflanzen, Überstunden!”

Nach einer lebhaften Diskussion, voller kluger Einsichten, einer fundierten Datenanalyse, ausführlicher Beratung mit anderen und kreativer Visualisierung mit emotionaler Bewertung einigen die Gehirnregionen sich auf eine Lösung, die sich sowohl aus logischer, als auch aus emotionaler Sicht eignet, um das Budget sinnvoll zu kürzen.

Und so kommt Marleen als smarte Gehirnbenutzerin zu einer fundierten Entscheidung: Kaffee bleibt, Pflanzen werden durch Kunstpflanzen ersetzt, und Überstunden werden auf ein Minimum reduziert. Marleen Manager jonglierte die Herausforderungen des Budgets mit Struktur und einer Brise Humor, unterstützt von ihrem eigenen inneren Team aus Gehirnregionen, die gehirnfreundliche Handlungsweisen erlernten. Wer hätte gedacht, dass Finanzplanung so unterhaltsam sein könnte?