A not so serious story
Morgens am Bahnhof: Es ist ein grauer Novembermorgen.
Ich freue mich auf meine Zugfahrt nach Berlin zur großen Manage Agile Konferenz.
Beim Blick auf die Anzeige Tafel ist die Freude jedoch auch diesmal schnell gedämpft, die Durchsage bestätigt, was ich lese:
„ICE 711 fällt heute aus. Grund sind Reparaturarbeiten am Zug. Wir bitten um Entschuldigung.“
Werden denn keine Alternativen angeboten? Was tun? Die Menschen um mich herum schauen ungläubig, letztendlich geben sie sich jedoch geschlagen und verlassen den Bahnsteig.
Beim Blick auf den Reisnavigator werden mir Alternativ-Fahrten angezeigt, die nächste sinnvolle Möglichkeit soll in 1.5 Stunden kommen.
Ich denke „faszinierend!“ und habe für solche Fälle meinen Brainhack „Problem to Possibility“ parat. Ich frage mich also „Was wird dadurch möglich“? Und stelle fest, dass ich nun glücklicherweise erst einmal genug Zeit habe, um etwas Bewegung in meinen Tag einzubauen, an dem ich sonst hauptsächlich sitzen werde.
Ich vertreibe mir die Wartezeit also mit ein wenig „Exercise Snacking“, mache ein paar Kniebeuge und Hampelmänner und freue mich dabei über einige amüsierte Gesichter.
Am Gleis neben mir wird angezeigt, dass in einer halben Stunde endlich ein schon verspäteter Zug einfährt, der weiter nach München fährt. Ich weiß, dort kann ich Umsteigen in den nächsten ICE nach Berlin.
Die DB App kennt diese Alternative nicht, aber ich nehme die Chance wahr und steige ein, als der Zug zum Stehen kommt.
Ich finde einen angenehmen Platz in der 1. Klasse und bin in einer halben Stunde in München, wo ich innerhalb von 3 Minuten 9 Gleise hinter mir lasse, umsteige und den Anschluss-ICE gerade noch so erwische.
Die Schaffnerin, eine gereizte kleine Dame, erklärt einigen hilflosen Passagieren, die noch draußen stehen und Rat suchen, dass nun Schluss mit der Fragerei sei und der Zug nun losfahre. Ich schlüpfe an ihr vorbei durch die Tür.
Hier ist das Gewusel erstmal groß, doch als sich der Trubel legt, finde ich einen Einzelplatz am Fenster, mit Kofferablage direkt auf der anderen Seite.
Ich mache es mir bequem und hoffe, dass ich meine Reise nun ohne weitere Unterbrechungen fortsetzen kann.
In der Bahn-App sehe ich bald, dass der mir vorhin vorgeschlagene Zug nun auch Verspätung hat und ich den Anschlusszug in München verpasst hätte, wenn ich der Empfehlung gefolgt wäre. Ich denke: „faszinierend!“.
Im Zug sitzen die verschiedensten Menschen:
Einige Business-Männer, die wichtige e-mails schreiben und wild in ihre Tastatur hacken.
Ein Mann mittleren Alters hustet vor sich, verbreitet fleißig seine Viren im Abteil. Ich höre, wie der Mann im Sitz vor mir zweimal leise das Wort mit „A……..“ murmelt.
Ich stimme ihm in Gedanken zu.
Das WLAN ist heute leider aus.
Ich frage mich „Was wird dadurch möglich?“ (Brainhack „Problem to Possibility“ ) und entscheide mich dafür, den Gesprächen der anderen Passagiere zu lauschen und herauszufinden, welche Muster des Brainhacks „Klares Gespräch“ in der Kommunikation versteckt sind. Ich mache mir ein Spiel daraus, all die Generalisierungen, Tilgungen und Verzerrungen zu zählen und im Geiste klärende Fragen zu formulieren, die die zugrundeliegenden persönlichen Erfahrungen, Meinungen und Filter der Gesprächsteilnehmer aufdecken könnten.
Weiter geht die lustige Fahrt, als mich am frühen Mittag der Hunger packt.
Ich wanke in den Speisewagen, in dem mir die Verkäuferin am „Kiosk“ semi-freundlich erklärt, dass ich die Karte, die ich auf meiner AppleWatch per ApplePay nutzen möchte nun doch bitte endlich physikalisch durch das Gerät ziehen möge. Der Versuch den Sinn der Technik zu erklären scheitert, ich gebe auf und zücke meine physikalische Ersatzkarte und mein Handy, suche meinen Pin im KeyPass, stecke die Karte ins Gerät, gebe die Pin ein und bin endlich schuldenfrei.
Dies ist eine der „Drawbacks“ der neuen Technologie, die Idee ist gut, funktionieren würde sie tadellos – so wie in Italien am Strand, wo man ohne Probleme nur mit Bikini und AppleWatch bekleidet den Tag bestreiten kann – nur in Deutschland wartet man halt lieber noch, bis es eine neue Technologie gibt, der man dann endlich mit der jetzigen hinterherhinken kann. Ich denke „faszinierend!“.
Ich balanciere mit Handy, Cappuccino und Essen auf dem iPad durch den wankenden Zug zurück in mein Abteil, freundliche Menschen machen mir den Weg frei. Ich habe die Macht, denn ein drohender Cappuccino-Fleck auf dem tadellosen Anzug ist eine wirksame potentielle Waffe.
Zurück auf meinem Platz genieße ich meinen Salat mit Lachs (Bodyhack „Brain-Fuel“ und Bodyhack „Omega 3 Booster“), eine Handvoll Walnüsse (Bodyhack „Walnut-Brain“) und Heidelbeeren (Bodyhack „Blueberry-Brain“ ) und gönne mir eine „Daily Dose of Fun“ mit einem Hörbuch eines bekannten intelligenten Wortartisten. Dabei sorge ich gleichzeitig indirekt für neues Neuronenwachstum, denn das Lesen von Büchern oder Hören von Hörbüchern fördert durch den Download von neuen Informationen die BDNF Produktion (Brainhack „BDNF-Neurogenese“).
Dabei schaue ich grinsend zu, wie ein kleines blondes Mädchen sich an meinem Koffer zu schaffen macht. Sie gibt das Unterfangen jedoch bald auf. Nicht weil ihr Großvati sie aufklärt, sie dürfe den Koffer nicht mitnehmen, sondern weil der Koffer fast so groß ist wie sie selbst und damit für sie ein zu schwieriges Diebesgut.
Mein Koffer ist erstmal safe und ich widme mich wieder meinem iPad um die Beobachtung zu notieren.
The „Daily Dose of Fun“ hat ihre Wirkung erzielt, ich bin entspannt und schicke noch eine Ladung „Box-Breathing“ hinterher.
Mittlerweile bin ich seit ungefähr 3 Stunden unterwegs, das Display zeigt an, dass wir bald in Halle halten.
Dort scheint wider Erwarten die Sonne. Die Graffitis an den Häusern entlang der Gleise strahlen in den schönsten Farben.
Der Fahrgast ein paar Sitze vor mir gönnt sich nun sein Mittags-Bier.
Die Sonne scheint auf mein iPad und ich beschließe ein paar Microworkouts im Zwischenabteil zu machen, um mich ein wenig zu lockern.
Ich schaue zu, wie ein Reinigungsdienst tonnenweise Desinfektionsmittel auf den Boden des WCs verteilt und sich nun Drinnen zu schaffen macht. Ich überlege, welcher Verletzungsgefahr er sich dadurch aussetzt, sicher ist es streng geregelt, wie hoch der Feuchtigkeitsgrad in Deutschland auf dem Boden sein darf, um als sicher zu gelten.
Ich nutze die verbleibende Zeit um mein Gehirn in einen kreativen Modus zu versetzen, mache mir „neuronale Beats“ an, erzeuge „Happy Brainwaves“ , und lasse meine Gedanken schweifen.
Das Servicepersonal kommt vorbei und fragt mit einem sympathischen Akzent: „Einen Wünsch aus dem Speisewagen?“ Ich bitte um eine Flasche Wasser, bekomme sie kurz darauf serviert und frage, ob ich mit Karte zahlen könne. Selbstverständlich NICHT und so zücke ich nun auch noch meinen Vorrat an Bargeld.
Weder zwei Karten auf der Apple-Watch, noch eine physikalische Kreditkarte sind also genug, um meine Reise angenehm zu bestreiten.
Der Service-Mensch ist jedoch sehr freundlich und bekommt daher auch etwas Trinkgeld und ein Lächeln zurück. Ich ziehe meine rote Clownsnase auf und frage, ob er sich so mit mir fotografieren lässt. Er ist verdutzt und lacht dann ausgiebig. Auch ihm konnte ich so eine „Daily Dose of Fun“ verabreichen.
Ein Passagier hält an und erzählt dem Service-Mann „Ich habe mir übrigens gerade eine Trinkschokolade geholt“. Damit macht er diesen auf seinen vorherigen Fehler aufmerksam, denn der Service-Mann hatte bei der Bestellaufnahme erklärt, es gäbe keine Schokolade, sondern nur noch Kaffee. Der Service-Mann entschuldigt sich und der Passagier ist hochzufrieden mit seiner Richtigstellung. Recht zu haben ist wichtig und es muss ja schließlich Ordnung gelten!
Nächste Station Berlin-Südkreuz.
Ich habe nun noch etwas mehr als eine halbe Stunde bis zum Berliner Hauptbahnhof und bin gespannt, was der Tag noch so bringt.
Ein Passagier fängt nun lauthals an zu telefonieren und lässt alle im Abteil an seinen Gesprächen teilhaben.
Ich übe meinen Brainhack „Pause the Movie“ und drücke mental den „Pause“ Knopf, um mir zu überlegen, welchen Background der Passagier hat. Er sieht ein wenig aus, wie Bruce Willis. Ich versuche mir vorzustellen, dass der verkappte Bruce Willis gerade versucht, die Welt zu retten, indem er der Polizei trocken erklärt, wie sie potentiellen Hackern den Gar ausmachen können. Faszinierend, wie das meine Stimmung hebt.
Als ich am Hauptbahnhof aussteige, ist die U-Bahn schnell erreicht, ich fahre zum Alexanderplatz und von dort laufe ich mit meinem Koffer durch Sonne und Regen gleichzeitig zum Hotel. Dabei komme ich an einem Mann vorbei, der vor mir auf den Boden zeigt und sagt: „Vorsicht, nicht auf die Schildkröten treten!“
Ich muss grinsen, er muss grinsen und kommentiert dies mit einem: „Aber dit Lachen war jut!“. Ich grinse weiter bis ich im Hotel einchecke.
Auf meinem Hotelzimmer setze ich mir für den nächsten Tag drei „s.m.a.r.t.e Goals“, indem ich zu jedem Ziel notiere, was genau ich bis wann erreichen möchte, warum es für mich attraktiv ist, wie realistisch die Zielerreichung ist und welche ersten Schritte ich konkret dafür gehen werde.
Der erlebnisreiche Tag neigt sich dem Ende zu und mein Bodyhack „Magnesium Calm“ transportiert mich in einen tiefen Schlaf und in den Traum von einer pünktlichen, funktionierenden Deutschen Bahn.