
B.R.A.I.N. Basics
BRAIN AUTONOMY – Autonomie und Selbstbestimmung
Tipps zur autonomen Lebensgestaltung, Entscheidungsfindung und Selbstbestimmung für eine gesundes, kognitiv leistungsfähiges Gehirn
Wenn Menschen das Gefühl haben, keine Kontrolle über ihre Entscheidungen zu haben, wird das Stresssystem aktiviert.
Inhalt
- Warum sind Autonomie und Selbstbestimmung wichtig für die geistige Gesundheit?
- Was passiert im Gehirn, wenn wir nicht autonom entscheiden können?
- Wie kann man Autonomie und Selbstwirksamkeit steigern?
- Vertiefungsthemen
- “Operating Systems” des Gehirns
- Persönlichkeit & Stärken
- Cognitive Biases, limitierende Glaubenssätze, Kompensation
Warum sind Autonomie und Selbstbestimmung wichtig für die geistige Gesundheit?
Autonomie als Grundbedürfnis
“According to Self-determination Theory (SDT), autonomy is a basic psychological need, satisfaction of which may lead to enhanced intrinsic motivation and related beneficial outcomes” – Pubmed – Live as we choose
Autonomie und Selbstbestimmung sind fundamentale Aspekte des menschlichen Daseins, denn sie ermöglichen es uns, unser Leben aktiv zu gestalten und Entscheidungen zu treffen, die unseren Werten und Bedürfnissen entsprechen. Fehlt diese Freiheit, kann dies erhebliche Auswirkungen auf unsere geistige Gesundheit haben.
Menschen, die das Gefühl haben, ihr Leben selbst steuern zu können, erleben oft ein höheres Maß an Zufriedenheit und Wohlbefinden. Albert Bandura prägte mit seiner Theorie der Selbstwirksamkeit das Verständnis darüber, wie Menschen ihre Fähigkeit zur Kontrolle über ihr Leben entwickeln. Selbstwirksamkeit beschreibt die Überzeugung, durch eigenes Handeln Einfluss auf die Umwelt nehmen zu können. Diese Überzeugung ist eng mit Autonomie und Selbstbestimmung verknüpft und hat tiefgreifende Auswirkungen auf die geistige Gesundheit.
Bandura argumentiert in seinem Buch Self Efficacy: The Exercise of Control, dass Menschen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung Herausforderungen eher als bewältigbar ansehen und weniger anfällig für Stress und Depressionen sind.
Auch Klaus Grawe betrachtet Autonomie als eines der zentralen psychischen Grundbedürfnisse, das eng mit dem Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung verbunden ist. Er beschreibt, dass Menschen von Geburt an ein natürliches Streben nach Selbstbestimmung haben, das sich in verschiedenen Entwicklungsphasen zeigt – von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter.
Laut Grawe ist das Bedürfnis nach Autonomie essenziell für das psychische Wohlbefinden. Wenn Menschen das Gefühl haben, ihr Leben nicht selbst steuern zu können, kann dies zu Unsicherheit und einem Gefühl der Hilflosigkeit führen. Er betont, dass die Fähigkeit, aktiv Einfluss auf das eigene Leben zu nehmen, eng mit der Selbstwirksamkeit verbunden ist und dass eine dauerhafte Verletzung des Autonomiebedürfnisses zu psychischen Belastungen führen kann.
Was passiert im Gehirn, wenn wir nicht autonom entscheiden können?
Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das Gehirn negativ auf den Verlust von Autonomie reagiert. Wenn Menschen das Gefühl haben, keine Kontrolle über ihre Entscheidungen zu haben, wird das Stresssystem aktiviert, hier ist insbesondere die Amygdala zu nennen, die für die Verarbeitung von Angst und Stress verantwortlich ist. Gleichzeitig wird die Aktivität im präfrontalen Kortex, der für rationale Entscheidungen und Problemlösung zuständig ist, reduziert. In Summe kann dies dann zu einem Gefühl der Hilflosigkeit führen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.
Wie kann man Autonomie und Selbstwirksamkeit steigern?
Um Autonomie und Selbstwirksamkeit zu steigern, empfehlen sich unter anderem folgende Strategien:
- Selbstreflexion und Bewusstsein – Regelmäßige Reflexion darüber, inwieweit man selbstbestimmt handelt und Entscheidungen trifft, kann helfen, das Gefühl der Kontrolle zu stärken.
- Kompetenzaufbau – Das Erlernen neuer Fähigkeiten und das Sammeln von Erfolgserfahrungen fördern das Gefühl der Selbstwirksamkeit und damit die Autonomie.
- Selbstbestimmte Zielsetzung – Eigene Ziele zu definieren und aktiv darauf hinzuarbeiten, stärkt das Gefühl der Eigenverantwortung.
- Soziale Unterstützung – Der Austausch mit anderen kann helfen, Autonomie zu fördern, indem man neue Perspektiven gewinnt und sich in seinen Entscheidungen bestärkt fühlt.
- Bewältigung von Unsicherheiten – Strategien zur Stressbewältigung und zur Förderung der emotionalen Stabilität helfen, sich weniger von äußeren Umständen abhängig zu fühlen.
Autonomie und Selbstbestimmung – und damit das Setzen von eigenen Zielen und das Treffen von Entscheidungen – sind essenziell für ein erfülltes Leben. Indem wir aktiv daran arbeiten, unsere Autonomie und Selbstwirksamkeit zu steigern, können wir nicht nur unsere geistige Gesundheit verbessern, sondern auch unser allgemeines Wohlbefinden nachhaltig fördern.