Brainbodyhack “The Uncertainty Advantage”

Mit dem Brainbodyhack „Uncertainty Advantage“ können wir Ungewissheit zu unserem Vorteil nutzen, unser Gehirn in einen Entdeckungs- und Problemlösungsmodus versetzen und uns so in herausfordernden Zeiten mental stärken.

Problem und Zielsetzung

Was ist das Problem?

Du hast Probleme mit der gefühlten steigenden Ungewissheit der heutigen Zeit. Die Welt ändert sich ständig und ist an vielen Stellen unvorhersehbar geworden. Das kann Ängste, Pessimismus und Mutlosigkeit auslösen.

Was ist das Ziel?

Du möchtest lernen, besser mit Ungewissheit umzugehen, indem du deine Schutzzone ab und an verlässt, dadurch Dein Selbstvertrauen steigerst und Ungewissheitstoleranz aufbaust.

Hack

Welchen Hack kannst Du nutzen, um das Ziel zu erreichen?

Mit dem Brainbodyhack “Uncertainty Advantage” können wir Unsicherheit zu unserem Vorteil nutzen.
Smarte Gehirnbenutzer nutzen die sogenannte Ungewissheits- oder Ambiguitätstoleranz, um in der heutigen Welt besser zurechtzukommen, neue kreative Lösungen zu finden, neue Erfahrungen zu machen und durch Perspektivenwechsel zu lernen und zu wachsen.

Heute strapazieren Unsicherheit, Krisen und negative Nachrichten unser mentales Immunsystem enorm. Dies kann beängstigend sein und uns lähmen. Um uns vor Unsicherheit zu schützen bemühen wir uns oft, unser Leben gegen jegliche ungewollten Vorfälle abzusichern, planen unseren Tag bis ins Kleinste und wollen möglichst jede Minute pflichtbewusst ausnutzen. Dies macht uns jedoch nicht kompetenter im Umgang mit Ungewissheit und wir werden dadurch auch nicht gelassener in Situationen, die wir nicht vorhergesehen haben. Im Gegenteil: wir machen uns abhängig von all unseren Plänen und ärgern uns ständig, wenn etwas nicht so läuft, wie wir es so genau und mit viel Einsatz geplant haben.

„Wenn Situationen oder Menschen unberechenbar und unkontrollierbar erscheinen, empfinden Menschen mit kaum vorhandener Ambiguitätstoleranz  Stress und Unbehagen und tendieren dazu, mit einfachen und unreflektierten Ideen oder Regelsystemen und einer lineareren Denkweise wieder Ordnung und Struktur in ihrem Umfeld herzustellen.“ – Wikipedia 1

Natürlich sind Pläne grundsätzlich hilfreich, denn dadurch können wir unsere Ziele verfolgen und erreichen. Ein smartes Ziel und ein grober Plan für die Zielerreichung sind etwas sehr Sinnvolles. Wenn wir jedoch keinen Raum für Spontaneität und keinerlei Abweichung mehr zulassen, kann uns dies enorm einschränken und anstrengen und uns unflexibel machen, weil wir dadurch das Improvisieren verlernen. Wir können sogar abhängig werden vom inneren Drang, alles zu planen und zu kontrollieren.

Um dies zu durchbrechen, müssen wir lernen, wieder flexibel zu werden und Unvorhergesehenes willkommen zu heißen.

Die gute Nachricht: es gibt Strategien, um besser mit Ungewissheit umzugehen und unsere psychische Gesundheit zu schützen. Denn Ungewissheit ist nicht gleich Unsicherheit.
Das Üben mit und Aushalten von Ungewissheit kann uns inspirieren und zudem ungewissheitstoleranter machen.

Wenn wir Ungewissheiten in unserem Leben nicht mehr kategorisch ausschließen, wenn wir bewusst kleine Abenteuer suchen, können wir unser mentales Abwehrsystem stärken und lernen, den Herausforderungen der Gegenwart mit Zuversicht zu begegnen.

Ungewissheiten können wertvolle Energie in uns freisetzen, sie versetzen unser Gehirn in einen Modus der Entdeckung und Problemlösung und machen uns so aufmerksam und einfallsreich. Wer seine Schutzzonen ab und an verlässt, kann diese kreative Energie nutzen und lernt, mit Ungewissheit besser umzugehen. Das steigert das Selbstvertrauen.

Wie können wir also ganz konkret Ungewissheitstoleranz aufbauen und unser mentales Immunsystem stärken?

Beispiele

Wir können diverse Desensibilisierungsstrategien nutzen. Das Ziel einer Desensibilisierung ist es, auf einen Stoff oder ein Ereignis weniger empfindlich zu reagieren. In unserem Fall wollen wir weniger empfindlich auf die Ungewissheit reagieren. Bei Desensibilisierungstrainings lernt man in kleinen Schritten und Dosen, sich auf den Stoff einzustellen, damit besser umzugehen und ihn auszuhalten.
So funktioniert auch die bei der Behandlung von Angstpatienten eingesetzte schrittweise Exposition: Angstpatienten sind sehr damit beschäftigt, sich vor den gefürchteten Situation abzusichern und alles um diesen Aspekt herum zu organisieren. Dadurch werden sie oft jedoch nur abhängiger von ihren Vermeidungsstrategien und keinesfalls angstfreier. Im Gegenteil, die Welt um sie herum wird immer kleiner. Bei einer Desensibilisierung werden die Patienten nun in kleinen Dosen an eine beängstigende Situation herangeführt, dadurch lernen sie, dass sie in keiner echten Gefahr sind. Die positiven Effekte eines solchen Desensibilisierungstrainings sind gut belegt2 . Diese Therapie der schrittweisen Exposition ist daher heute fast immer Bestandteil der Behandlung.
Wir können denselben Weg nutzen um uns auf Unklarheiten besser einzustellen und besser damit umzugehen, wenn sich Dinge einmal anders entwickeln als wir es geplant haben.

Unser Gehirn ist so konstruiert, dass es auf Ungewissheit gut und schnell reagieren kann: Bei Ungewissheiten wird ein Teil im Hirnstamm aktiviert, durch den unsere Aufmerksamkeit steigt. Wir sind wacher und nehmen alles präziser wahr und können dadurch oft sogar Fehler vermeiden 3.

Viele Dinge gewinnen tatsächlich auch nur deshalb an Reiz, weil der Ausgang ungewiss ist. So würde sich wahrscheinlich kaum jemand ein Tennis- Handball- oder Fußballspiel anschauen, wenn er weiß, wie es ausgeht. Natürlich sind auch Filme, Serien oder Bücher beim zweiten Mal schon weniger spannend. Hier ist Ungewissheit also sogar erwünscht.

In der heutigen Zeit wird oft auch von Resilienz als Mittel gegen Stress und Unsicherheit gesprochen. Ungewissheitstoleranz kann hier noch mehr: Denn statt nach einer ungewissen Situation resilient in unsere alte Form zurückzukehren, können wir daran sogar wachsen.

Hier einige Beispiele für kleine Dosen einer „Ungewissheitsexposition“:

  1. Mikroabenteuer: Kleine Abenteuer in den Alltag einzubauen ist ziemlich einfach. Wir können einfach einmal andere Wege zur Arbeit nehmen, wir können in einen Teil unsere Stadt fahren, den wir noch nicht so gut kennen und dort neue Ecken entdecken oder ein neues Restaurant ausprobieren mit einem Gericht, dass wir noch nie bestellt haben.
  2. Reisen: Reisen in ein neues Land oder an einen neuen Ort sind ein wunderbares Desensibilisierungsmittel: Wir lernen Neues kennen, verlassen unsere Komfortzone und werden automatisch mit ein wenig Ungewissheit konfrontiert. Ein neuer Ort oder sogar eine neue Kultur kann zu kleinen oder großen aufregenden Abenteuern führen und eröffnet auf jeden Fall neue Blickwinkel.
  3. Beruf: Im Beruf etwas Neues auszuprobieren, eine neue Position anzunehmen oder auch einfach mit neuen Kollegen zusammenzuarbeiten, all das kann dazu führen, dass wir Ungewissheit nutzen um uns weiterzuentwickeln, weil wir dazulernen und wachsen.
  4. Kommunikation: Wenn wir mit Menschen interagieren, die wir noch nicht kennen, hat das immer eine ungewisse Komponente, denn wir wissen nicht, wie der andere tickt und reagiert. Sich ganz bewusst mit anderen Menschen zu unterhalten – vor allem auch Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund – kann ganz neue Impulse setzen, unsere Sichtweise ändern und unseren Horizont erweitert.
  5. Neue Perspektiven: Manchmal hilft es, die Dinge aus eigenem Antrieb einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Wenn etwas anders läuft, als erwartet, können wir die Dinge zum Beispiel wie Mr. Spock betrachten und ihnen ein „faszinierend!“ entgegenstellen. Wenn wir ganz bewusst versuchen, uns in eine andere Person hineinzuversetzen und aus ihrer Perspektive auf Ungewissheiten blicken, so erkennen wir eventuell sogar ganz neue Möglichkeiten darin. So kann Ungewissheit auch die Chance bieten, gelassener und zufriedener zu werden.

All dies sind Kleinigkeiten, doch wenn wir diese Übungen bewusst in unseren Alltag einbauen, machen sie uns flexibler und toleranter gegen Ungewissheit. Wir lernen so, dass das Ungewisse nicht unsicher ist. Statt die Unsicherheit zu bekämpfen, können wir sie akzeptieren. Das Aushalten und sogar bewusste Suchen des Ungewissen kann viele Vorteile bieten. Wenn wir kleine Dosen der Ungewissheit, des Neuen und Unbekannten in unseren Alltag aufnehmen, kann uns das inspirieren und ungewissheitstoleranter machen. Das Unbekannte war schon immer ein Teil des Lebens und hat in der Geschichte durchaus auch viel positive Veränderung bewirkt. Wir können lernen, damit umzugehen und es zu nutzen.

Der Brainhack “Uncertainty Advantage” ist nicht nur ein Konzept, sondern eine aktive Herangehensweise an das Leben. Werde auch du zum smarten Gehirnbenutzer, indem Du Dich bewusst mit Ungewissheit auseinandersetzt und sie als Chance begreifst.

Hack Rating

Alle Hacks sind von mir selbst auf Zeitaufwand, Kosten und Effizienz getestet (minimal, gering, mittel, hoch, sehr hoch). Hier mein persönliches Rating für den heutigen Hack:

Zeitaufwand: gering – mittel je nach Mikroabenteuer

Kosten: gering – mittel je nach Mikroabenteuer

Effizienz: mittel – hoch – Regelmäßige Dosen von Ungewissheit machen toleranter und können sogar Spaß machen.

Mehr zum Thema

Sehr empfehlenswert zu diesem Thema ist das wunderbare Buch Kopf frei! von Prof.Dr. Volker Busch

Laposa, J. M. et al., Longitudinal changes in intolerance of uncertainty and worry severity during CBT for generalized anxiety disorder. Journal of Anxiety Disorders, 2022.91: S. 102623.

Boswell, J. F. et al., Intolerance of uncertainty: a common factor in the treatment of emotional disorders. J Clin Psychol, 2013.69(6): S. 630–645.

  1. Ambiguitätstoleranz ↩︎
  2. Expositionstherapie ↩︎
  3. Hirnforscher über Unsicherheit „Stress ist eigentlich was Gutes“ ↩︎